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Deine Einarbeitung als Führungskraft

Dein Routenplan für die ersten 100 Tage als neue Führungskraft

Als neue Führungskraft wirst Du häufig daran gemessen, wie Du die ersten 100 Tage in Deiner neuen Position gestaltest. In diesem Artikel bekommst Du eine Übersicht über Deine ersten 100 Tage als Führungskraft und erfährst, was der neue Job und der erste Tag an einem fremden Urlaubsort gemeinsam haben. Und wie immer gibt es praxisnahe und einfach umsetzbare Tipps.

Auf einen Blick: Die ersten 100 Tage in Führungsposition

  • Verschaffe Dir einen Überblick
  • 100 Tage Einarbeitungszeit
  • Deine Reiseroute für die ersten 100 Tage
  • Woche 1: Menschen kennenlernen
  • Woche 2: Vertrauen aufbauen
  • Woche 3 und 4: Auf Erkundungstour im Unternehmen
  • Woche 5 und 6: Die Organisation besser kennenlernen
  • Woche 7 und 8: Herausforderung erkennen und annehmen
  • Ab dem 3. Monat: Komm in die Umsetzung

Verschaffe Dir einen Überblick

Als neue Führungskraft hast Du womöglich bereits eine Antrittsrede  vor Deinen neuen

Mitarbeitern gehalten. Dabei hast Du bestenfalls angekündigt, einzelne Kennenlerngespräche mit Deinen Mitarbeitern führen zu wollen, um sie persönlich und näher kennenzulernen.

Nehmen wir an, dass der erste Kontakt zu den zukünftigen Kollegen stattgefunden hat und Du eine Antrittsrede gehalten hast. Was passiert jetzt?

Ich nehme Dich mit auf einen kurzen Ausflug.

Vielleicht erinnerst Du Dich, wie es ist, wenn Du im Urlaub angekommen bist: An einem Ort, an dem Du noch nie zuvor gewesen bist. Was machst Du als Erstes, nachdem Du angekommen bist? Also ich verschaffe mir einen Überblick: Wo bin ich hier? Wie sind die Abläufe? Wo bekomme ich etwas zu essen? Ich inspiziere die nötigsten Dinge, von denen ich weiß, dass sie mein tägliches, ja stündliches Handeln beeinflussen werden. Ich schaue mir die Menschen an, die Umgangsformen, die Sprache, Do’s und Don’ts. Ich schaue mir den Ort an, die Nachbarschaft, Geschäfte und Wege. Ich gehe schlichtweg in die Beobachterrolle und mache mich neugierig auf Erkundungstour.

Sehr ähnlich gehen wir auch bei der neuen Position im Unternehmen vor. Erst wenn Du als neue Führungskraft einen Überblick hast, wirst Du aktiv und kannst gezielt agieren und das Geschehen mitgestalten. Erst später initiierst Du mögliche Veränderungen und greifst ein.

 

100 Tage Einarbeitungszeit

Vielleicht hast Du als angehende Führungskraft von den berühmt berüchtigten ersten 100 Tagen im neuen Job gehört? 100 Tage entsprechen etwas mehr als 3 Monaten. Und wenn wir das in unterschiedliche Abschnitte unterteilen, die unterschiedliches Verhalten von Dir abverlangen, dann lässt sich grob sagen 2/3 und 1/3: In den ersten zwei Monaten ist Orientierung angesagt und die Umsetzung, also das aktive Handeln, beginnt ab dem dritten Monat.

Stehen Dir weniger als 100 Tage für die Einarbeitung zur Verfügung, dann teile Dir diese Zeit dennoch im Verhältnis 2 zu 1 auf. Nimm Dir die Zeit, um Dich zurechtzufinden und um neugierig und offen zu sein. Das Umsetzen wird sowieso ein fließender Übergang sein von Einarbeitungszeit und Veränderungsprozessen, die initiiert werden.

Für eine Führungsentwicklung sind grob diese 100 Tage im Amt veranschlagt. Wie immer im Leben gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn Dein Unternehmen im Krisenmodus ist, dann gilt es, unmittelbar zu handeln. Da kann man leider keine 100 Tage warten.

 

Vorsicht: Fettnäpfchen

Hüte Dich davor, Dich breitbeinig aufzustellen und zu sagen: „Sag den Leuten, hier ist ein neuer Sheriff in der Stadt!“

Diesen Satz habe ich mir nicht ausgedacht, sondern erlebt. Als ich das mitbekommen habe, musste ich innerlich grinsen, weil ich dachte: Dieser amerikanische Top-Manager hat noch keine Bekanntschaft mit einem deutschen Betriebsrat gemacht. 😉  „Tell them, there‘s a new sheriff in town!“ Ja, ja. Und wie Du Dir denken kannst, kam die amerikanische Allüre nicht gut an und ist am Ende gescheitert.

Also hüte Dich davor, gleich zu Beginn den Mund aufzumachen und Veränderungen zu initiieren, was alles anders und besser laufen müsste und dass Du der alleinige Retter seist

Alles auf Empfang stellen

Ich sage immer so schön: Alle Sinneskanäle auf.

Habe immer etwas zu schreiben parat, um Dir alles, was Du siehst und mitbekommst zu notieren und Deine Fragen aufzuschreiben. Stelle allenfalls Verständnisfragen, doch äußere keine Meinung, triff keine Aussage, bewerte nichts. Nur aufnehmen. Augen und Ohren auf und Mund zu! Ganz simpel.

Es gilt der Satz: Wir haben zwei Ohren, aber nur einen Mund, damit wir doppelt so viel zuhören wie sagen. In den ersten 8 Wochen im Unternehmen gilt dieses Prinzip ganz besonders.

Kehren wir noch einmal zurück zu Deinem neuen Urlaubsort: Zu Beginn staunen wir und nehmen alles begeistert auf – die neue Vegetation, Fauna und Flora, Klima und Eigenarten der Menschen. Irgendwann haben wir uns an die wunderschönen Blüten mitten auf der Straße oder die Eigenart der Menschen in deren Kultur gewöhnt. Dann ist es nichts Besonderes mehr. Wir werden blind – ja betriebsblind.

Halte die Anfangs-Momente fest wie eine Kamera. Staune wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal bewusst den Schnee erlebt, der vom Himmel fällt. Sei fasziniert so wie von manchem Augenblick, den uns die Natur schenkt.

Notiere Dir in den ersten 8 Wochen alles, was Du Neues entdeckst. Hinterfrage es allenfalls, warum das so ist und bewerte nichts – nur für Dich in Deinen Notizen.

Das Wort Betriebsblindheit kennst Du sicher auch. Das hast Du in den ersten Wochen noch nicht. Daher nutze die Gelegenheit. Es ist für alle ein Gewinn.

Deine Reiseroute für die ersten 100 Tage

Ich habe für Dich eine Übersicht zusammengestellt, wonach Du Deine ersten Wochen ausrichten kannst – ähnlich einer Reiseroute von Station zu Station.

Das ist nur ein Vorschlag und meine Struktur, die sich aus meiner Sicht und Erfahrungen mit vielen Hunderten Coachees bewährt hat. Geh dennoch bitte Deinen ganz eigenen Weg. Mein Credo lautet: JAVIA. Sag Ja zu Deinem Weg. Es ist immer wichtig, auf die eigene Intuition zu hören. Und wenn Du fühlst und denkst: Das ist jetzt der nächste Schritt – dann geh ihn achtsam und mach Deine ganz eigene Erfahrung. Das kann durchaus sehr bereichernd sein.

Passe die Themen immer Deiner individuellen Situation vor Ort an. Jeder Arbeitsplatz ist anders. Und niemand, wirklich niemand, kennt Deine Situation und Deine Aufgabe so gut wie Du selbst. Du bist Dir selbst stets der beste Berater. Vertraue darauf, dass Du immer und zu jeder Zeit weißt, was gut und richtig ist.

Und wenn nicht, dann formuliere für Dich eine Frage aus dem Tatbestand und der Situation.

Wenn Du zum Beispiel zu mir als Dein Coach kommen würdest, dann würde ich Dich erzählen lassen, wie sich der Sachverhalt darstellt, und Dich anschließend fragen, was Deine Frage an mich ist. Bereite Dich so vor, als wenn Du einen bezahlten Berater fragen würdest. Und dann stell Dir die Frage selbst und schlafe eine Nacht darüber. Du wirst sehen: Dein eigener innerer weiser Berater hat eine Antwort für Dich.

Und wenn die Frage immer noch unbeantwortet ist, dann tausche Dich mit unbeteiligten Dritten aus. Nur bitte mit keinem aus Deinem Team oder den unmittelbaren Schnittstellen zu Deiner Abteilung oder Deinem Bereich im Unternehmen.

Schauen wir uns nun die einzelnen Wochen an.

Woche 1: Menschen kennenlernen

Sollte man dieser 1. Woche ein Motto geben, hieße es: Menschen kennenlernen und Arbeitsfähigkeit sicherstellen.Zentral idabei st die Antrittsrede. Wenn Du mehr darüber erfahren magst, dann lies den Blogartikelrtikel zur Antrittsrede  oder höre in Podcast #63  hinein.

Stelle Dich überall vor, wo es wichtige interne Stellen gibt. Beginne, persönliche Gespräche zu führen mit Vorgesetzten, Mitarbeitern, Kollegen und ggf. Außenstellen, wichtigen Kunden, Teambesuchen und sonstigen Schnittstellen zu Deiner neuen Funktion und Aufgabe.

Und als dritten und letzten Punkt für die 1. Woche: Stelle Deine Arbeitsfähigkeit sicher. Das beginnt bei: Büro einrichten, Computer einrichten, Zugangsberechtigungen ermöglichen, Telefon, E-Mail, Intranet, Softwaresystemnutzung, Kalender einrichten, Unterschriftenberechtigung sicherstellen und abgrenzen. Kümmere dich auch um formelle Dinge wie dem Organigramm. So hast Du Namen parat, falls Dir diese Menschen zufällig über den Weg laufen. Lass Dir außerdem alles erklären zu Arbeitszeiten, Post, Logistik, Reisekostenabrechnung, Abwesenheitserfassung, Kommunikationswegen und gib Visitenkarten in Auftrag.

Woche 2: Vertrauen aufbauen

Das Motto der 2. Woche lautet: Vertrauen aufbauen. Es ist noch immer wichtig, dass die persönlichen Kennenlerngespräche stattfinden. Räume Deinen eigenen Mitarbeitern die höchste Priorität ein, denn es sind Deine wichtigsten Menschen an Bord. Schau Dir die Arbeitsplätze Deiner Mitarbeiter an.

Führe weiterhin Gespräche mit Vorgesetzten und Kollegen und stelle Kontakt zu wichtigen Stakeholdern her, also Kunden, Kooperationspartnern, HR und dem Betriebsrat, sofern vorhanden. 

Nimm auch an Team-Meetings teil, um einen guten Eindruck zu bekommen, wie der Hase bei Euch läuft.

Mach Dich vertraut mit aktuellen Projekten und deren Aufgaben und rufe Dir überall den Status quo ab.

Woche 3 und 4: Auf Erkundungstour im Unternehmen

Hierfür könnte die Überschrift lauten: Kultur erkunden, Betriebsklima erspüren, weiche Faktoren identifizieren. Wie fließt hier das Fahrwasser?

Führe auch in diesen Wochen die noch offenen Einzelgespräche mit Deinen wichtigsten Menschen: Deinen Mitarbeitern. Leite hier bitte schon Deine ersten Team-Meetings mit Deinen zu führenden Mitarbeitern – online oder in Präsenz.

Lerne außerdem leitende und federführende Kollegen auch anderer Teams und Abteilungen kennen.

Zeig Dich bitte immer vor Ort: persönlich, live und in 3D zum Anfassen und echter Begegnung, wenn möglich. Führe gegebenenfalls auch Team- oder Gruppengespräche.

Stelle viele Fragen. Mehr Fragen als Aussagen. Mache Deine Erkundungstour zum Betriebsklima und zur Kultur im Unternehmen und auch in den Abteilungen.

Woche 5 und 6: Die Organisation besser kennenlernen

Der erste Monat ist schon geschafft. Nach den Soft Facts kommen nun die Hard Fact. Das Motto ist: Die Organisation besser kennenlernen.

Hierzu identifizierst Du den Status quo anhand von Fakten. Heißt: Mache eine Bestandsaufnahme und schau auf die Zahlen (Finanzen, Kosten, Erlöse):

  • Worin liegt unser Kerngeschäft?
  • Wo sind unsere Stärken?
  • Wo sind unsere Schwachstellen? Sehe ich diese in den Fakten? Welche Chancen liegen darin?
  • Wer sind unsere Wettbewerber? Was machen sie anders, was ggf. besser?
  • Wer sind unsere Kooperationspartner? Was genau machen diese?
  • Checke Räumlichkeiten, Gebäude, Materialien und Werkzeuge: Womit wird wie gearbeitet?
  • Schau Dir die Prozesse an: Welche Strukturen herrschen? Wer macht was und wo?

Hinterfrage in Deiner Haltung immer, ob das so seine Richtigkeit hat. Wenn es etwas zu optimieren gibt oder Dir etwas auffällt, notiere es zunächst. Du musst Dich damit ja nicht unmittelbar auseinandersetzen. Es geht nur darum, dass es nicht wegrutscht und in Vergessenheit gerät.

Ein ganz heißes Thema ist die IT. Egal, wo ich aktuell bei meinen Kunden bin, das Thema ist immer richtig hot. Alles steht und fällt mit der IT. Diese ist chronisch unterbesetzt und es ist egal, ob ich hier von Mittelstand oder Konzernen spreche. Das ist der ganz normale Wahnsinn.

Mach Dich zunächst schlau, mit welchen Systemen im Unternehmen gearbeitet wird und wie die Abläufe sind. Rede mit den Menschen und stelle viele, viele Fragen.

Woche 7 und 8: Herausforderung erkennen und annehmen

Erst in Woche 7 bis 8 wechselst Du vom Aufnehmen mit allen Sinneskanälen ins Agieren. Das Motto hier könnte lauten: Erkenne und nimm die Herausforderung an.

Schau Dir alle Deine Notizen an, sichte alle Themen und dann wäge ab. Analysiere und richte Dich strategisch aus. Mach Dir ein Ranking und einen Maßnahmenplan daraus: Wo ist das Risiko gering und die Chance am größten? Die SWOT-Analyse könnte hier hilfreich sein.

Um Deine Priorität Nr. 1 zu finden, frag Dich:

  • Wo ist der Aufwand am niedrigsten und der Hebel am größten?
  • Wo merken alle, dass Du da bist?

Und dann: Arbeite Deine Maßnahmen alle nacheinander ab.

 

Ab dem 3. Monat: Komm in die Umsetzung

Mit dem 3. Monat kommt die Umsetzungsphase – und so lautet auch das Motto:

Ab jetzt werden die Veränderungen geplant und umgesetzt. Wichtig ist, dass Du wirklich die wichtigsten Themen binnen der ersten 100 Tage umgesetzt oder sie zumindest begonnen hast.

Du musst erkennen, welche Pflöcke Du als Leitplanken setzen willst. Wenn eine Veränderung erst später erfolgt, hast Du es schwerer, weil die Mitarbeiter dann eher den Sinn hinterfragen werden. Dass mit Dir als Führung auch neues Fahrwasser kommt, leuchtet jedem ein. Also mach es Dir selbst leicht und setze Deine Leitplanken zu Beginn. Nur Du musst eben auch erkennen, welche die weichenstellenden Dinge sind.

 

Kurz & knackig

Du bist neu als Führungskraft? Dann nutze die ersten 100 Tage in Deinem neuen Job für die Einarbeitung. Verwende 2/3 dieser Zeit nur mit dem Aufnehmen von Informationen und 1/3 für das Umsetzen Deiner Spielregeln und Leitplanken für Deine neue Art der Führungsverantwortung.

Die ersten 100 Tage als Führungskraft und Ihre jeweiligen Mottos auf einen Blick:

  • Woche 1: Menschen kennenlernen und Arbeitsfähigkeit sicherstellen.
  • Woche 2: Vertrauen aufbauen und persönliche Kennenlerngespräche führen.
  • Wochen 3 und 4: Kultur erkunden, Betriebsklima erspüren, weiche Faktoren identifizieren. Zeig Dich dabei möglichst viel vor Ort.
  • Woche 5 und 6: Die Organisation besser kennenlernen und die harten Faktoren genauer anschauen: Wo haben wir unser Kerngeschäft? Wo sind unsere Stärken, wo Potentiale?
  • Woche 7 bis 8: Erkenne und nimm die Herausforderung an. Setze Prioritäten und komm in die Umsetzung.
  • Ab Woche 9:

Ich hoffe, ich konnte Dir damit einen Überblick geben, wie Du die ersten 100 Tage in Deiner neuen Führungsposition erfolgreich gestaltest und schließe mit einem Zitat:

Wir müssen immer auf das Bessere fokussiert sein.
Das lässt uns besser denken, fühlen, handeln.
Tony Robbins

Suchst du Unterstützung bei deiner Reise durch die ersten 100 Tage in Deinem neuen Job als Führungskraft? Sprich mich gerne an – ich freue mich, Dich zu begleiten.

 

Bitte melde Dich einfach per Email unter: post@javia.de

 

 

Sag JA zu Deinem Weg. JAVIA

Herzliche Grüße an Dein höheres Selbst.

Deine Janette